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Ein guter Roman lebt von einer spannenden Geschichte. Die Figuren müssen von Anfang bis Ende einen speziellen Wiedererkennungswert haben und beschriebene Ort müssen beim Leser Gefühle erwecken. Die Geschichte, welche die Handlung trägt, muss dazu glaubhaft sein. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Leser Wikipedia öffnet und versucht Hintergründe zur Handlung zu erfahren - stattdessen aber feststellt, dass die historische Story eine ganz andere war. Deshalb braucht eine spannende Geschichte auch eine ordentliche Quellenarbeit, wenn es sein muss auch unkonventioneller Mitte, bspw. einer Luftbild-Archäologie.

Thilo Voigt steht hinter diesem Ansatz. Er arbeitet in Bibliotheken, sucht Spuren im Internet, besucht historische Ort und lässt sich auch über Schlachtfelder und Burgen fliegen. "Nur wenn ich meine Geschichte in den historischen Kontext einbetten kann, werde ich den Ansprüchen meiner Leserinnen und Leser gerecht."

Auf den Einwand, dass eine Luftbild-Archäologie sicher vor allem Spaß machen sollte, nickte Thilo Voigt zustimmend, verzog aber auch etwas missmutig das Gesicht. "Naja, der Flug mit Alex Aust war gut vorbereitet. Der Flugplan, die Route, das Wetter, das Timing - einfach alles stimmte," sagte er. "Sogar das, was die Bauern auf der alten Burg angepflanzt hatten, kam uns entgegen. Wir flogen die daleminzische Burg Gana an der Jahna bei Stauchitz an und der Pilot schraubte sich für die besten Bilder mit seiner Maschine souverän und zielgenau der Burg entgegen. Mein Herz schlug höher, denn ich konnte die besten Bilder machen, die ich von diesem Ort kenne. Ich konnte mit dem Auge von 'Gana' nach 'Wussen' schauen, sah dabei auch das Dörfchen Jahna. Auch meiner kleinen Tochter, die uns begleitete, war begeistert. Sie forderte Loopings. Erst da merkte ich, dass das Herz nicht das einziges Organ war, welches 'höher schlug'. Auch mein Magen flog mit. Alex gönnte ihm ein paar Minuten Ruhe, dann drehte wir auf die Kirche in Hohenwussen ein. Dort könnte das Heerlager von Heinrich I. gewesen sein. Froh war ich erst bei der Landung in Klix. Ich hatte meine Bilder, einen genialen Überblick über das Gebiet, in dem mein nächster Roman handeln wird und noch alles im Magen. Nur meine Tochter schien etwas enttäuscht: Looping?!"

Eigentlich hätte Thilo Voigt dieses doch auch auf Google-Earth erkunden können. Da hat er aber eine andere Meinung: "Wichtig war für mich zu sehen, wie historische Ort und alte Feldwege verbunden sind. Bundesstraßen gab es vor über eintausend Jahren noch nicht. Passen heutige Annahmen mit dem, was uns die Fragmente der vormaligen Infrastruktur noch zeigen? Ohne die Flüge wäre dieses nicht möglich gewesen."

Und um was wird es im nächsten Roman gehen? Thilo Voigt lacht. "Um das Ende der Daleminzier - das wird zumindest die Rahmenhandlung sein -, vor allem aber um die größte Liebe des Abendlandes. Sie stand am Anfang der deutschen Besiedlung des Landes zwischen Saale und Oder und wäre fast vergessen gegangen. Mein Ziel ist es, diese in die Gegenwart zurückzuholen. Sie war einfach zu herzlich, zu zart in den damalig brutalen und harten Zeiten."

Wir sind nun schon sehr auf den neuen Roman gespannt. Voigt zwinkert zum Abschied, "in der Luft habe ich den Namen für den Roman gefunden, verraten werde ich ihn aber dennoch nicht." (c) 2015 TR